Fußball ist ein Markt. Die Welt sein Stellplatz. Genau diesen Markt hat jetzt auch ein kleiner Verein in Selm entdeckt. Genauer gesagt in Bork. Der PSV tritt mit bescheidenen Mitteln ganz im Stile eines Profis auf. Der Klub, dessen erste Mannschaft in der Kreisliga A Lüdinghausen kickt, hat einen eigenen Onlineshop, in dem sich die Anhänger einkleiden können.

T-Shirts mit der Aufschrift Viererkette, Tassen, Flip-Flops, oder auch das schmucke Tuch für den geliebten Vierbeiner gehören seit dieser Saison zum gewöhnlichen Bestand des Borker Online-Angebots.

„Auf die Idee zu diesem Fanshop im Internet sind wir über Nils Benthaus gekommen“, berichtet Dietmar De Sacco, Geschäftsführer der Fußball-Abteilung des PSV Bork. „Nils hat früher bei uns in der Jugend Fußball gespielt. Jetzt betreibt er ein Unternehmen in Hamburg. Er hat uns vorgeschlagen, so einen Online-Shop einzurichten, und wir haben uns dafür entschieden.“

Hinter dem Verkaufsportal des PSV steckt die Firma Sports Media Solutions. Diese betreibt den Shop und verleiht ihm ein professionelles Aussehen. „In den Vereinen ist es ja oft schwer, jemanden zu finden, der sich um das Merchandising kümmert und sich auch damit auskennt“, erklärt Nils Benthaus, Inhaber der Firma.

Rund 25 000 Fußballvereine gibt es in Deutschland. Nach Aussage Benthaus‘ besitzen nur zehn Prozent davon ein Merchandising-Team. Eine echte Marktlücke also. Zumindest theoretisch. Denn die Kundschaft bleibt im Amateurbereich oft noch aus.

Vom Internet-Auftritt her muss sich Bork nun also nicht mehr vor Bundesliga-Vereinen verstecken. Kunden gibt es wohl noch nicht so viele.

Benthaus spielte bis zum B-Jugend-Alter für den PSV Bork, wechselte danach zum SuS Olfen und spielte auch für Südkirchen und GW Selm. Sein junges Unternehmen mit Sitz in Hamburg stellt den Vereinen kostenlos einen Online-Fanshop zur Verfügung. „Wir kümmern uns um alles – Internet-Portal, Versand, Reklamationen – und die Vereine erhalten eine kleine Provision für verkaufte Artikel“, erklärt Benthaus. „Früher war es eben so, dass der Verein 100 Shirts oder 100 Schals vorfinanziert hat, am Ende aber auf 20 davon sitzengeblieben ist, weil sich niemand darum gekümmert hat. Dieses Problem tritt bei uns nicht auf.“

Dietmar De Sacco hat den neuen Shop selbst schon getestet: „Ich habe mir eine PSV-Jacke und ein PSV-Mousepad bestellt. Das lief alles reibungslos.“

Wie viele andere Borker Anhänger den Shop schon genutzt haben, konnte De Sacco nicht sagen, „uns geht es mit diesem Angebot auch nicht darum, Reichtümer zu erwirtschaften. Uns geht es einfach um eine gute Außendarstellung“, so De Sacco. „Und der Shop sieht ja auch sehr aufgeräumt aus. Wir wollen unseren Mitgliedern einfach auch die Chance geben, sich mit dem Verein zu identifizieren. Und ein wenig unterstützen die Mitglieder mit einem Kauf natürlich auch den Verein.“

Auch andere Vereine bieten ihrer Anhängerschaft das notwendige Equipment für den sonntäglichen Fußballnachmittag. Für Thomas Overmann vom Werner SC geht es dabei vor allem um Identifikation. „Wir identifizieren uns mit dem Verein und wollen auch unseren Anhängern die Möglichkeit dazu geben“, sagt der Vorsitzende der Fußball-Abteilung des WSC. „Ich halte solche Produkte grundsätzlich auch für eine gute Idee. Wir leben ja von Einnahmen. Und wenn beide Seiten davon profiteren können, ist das eine gute Sache. Aber ich glaube nicht, dass man damit riesige Umsätze machen kann.“

Aber die hartgesottenen WSC-Fans können es sich auf jeden Fall auf einem großen blau-roten Handtuch gemütlich machen. Kostenfaktor: 15 Euro. Außerdem gibt es Schals, kleine und große Wimpel und Jacken mit dem WSC-Emblem.

Ähnliche Produkte bietet auch der SV Herbern an. Besonders gefragt ist bei den Blau-Gelben der Schal. „Wenn bei einem Heimspiel 10 bis 15 Leute mit einem Schal rumlaufen, ist das schon eine tolle Sache. Außerdem haben wir Mützen, Wimpel und Aufkleber für das Auto“, sagt Werner Heitmann, Vorsitzender des SVH. Seit knapp zehn Jahren bietet der Verein diese Artikel jetzt an. Sogar das Trikot können Fans im Herberner Sportheim kaufen. Wirkliche Umsätze generiert aber auch der SVH nicht. Auch beim Landesligisten geht es hauptsächlich um Identifikation.

Direkt ins Auge fallen auch die Fan-Artikel auf der Homepage des Bezirksligisten Westfalia Wethmar nicht. Ein Fan-Schal, Mützen in zwei verschiedenen Designs und Aufkleber sind hier im Angebot. So steht es im Internet-Auftritt der Westfalia. „Die Aufkleber haben wir im Moment aber nicht auf Lager“, sagt Stephan Polplatz, 2. Vorsitzender der Grün-Weißen.
Den Fan-Schal allerdings schon (Kosten: 9,50 Euro). „Bei größeren Events gibt es immer eine Nachfrage“, so Polplatz. Er denkt an die Aufstiegsspiele der A-Junioren des Klubs im Sommer 2014. Oder an das Top-Spiel der Bezirksliga-Elf Ende März dieses Jahres beim VfL Kemminghausen. Mehrere hundert Wethmarer haben das Team damals nach Dortmund begleitet. „An so Großkampftagen verkaufen wir auch schon mal 10 bis 15 Schals am Stück“, sagt Polplatz. Die Strickmützen seien vor einiger Zeit zu einem der jährlichen Lichtermärkte eingeführt worden. Erhältlich sind sind sie in grün-weiß oder schwarz-weiß-grün. „Aber nur auf Bestellung“, so Wethmars 2. Vorsitzender. „Sie werden nämlich in Eigenarbeit hergestellt.“ Kosten: 6 Euro.

Polplatz stellt klar: „Da fließen keine Beträge, die uns rausreißen. Es geht nur darum, dass Fans ihre Verbundenheit zeigen können.“

Hasan Kayabasi, Sportdirektor des Lüner SV, bestätigt das auch. „Das einzige Ziel dabei ist es, Identifikation zu schaffen“, sagt er. Der Landesligist hat einen Schal (10 Euro), Anstecknadeln und Wimpel im Angebot. „Das läuft so nebenbei“, sagt Kayabasi. „Es lohnt sich aber ganz sicher nicht für die Vereinskasse.“

Dennoch: Benthaus dringt mit seiner Firma in einen Markt ein, der so noch nicht erschlossen wurde. Knapp 50 Vereine betreut die Hamburger Firma mittlerweile. „Der PSV Bork war als mein ehemaliger Klub so etwas wie ein Referenz-Projekt“, erklärt Benthaus. Und auch wenn Bork in der Kreisliga A spielt. In Sachen Merchandising bewegt sich der Klub fast auf Bundesliga-Niveau.